Wir brauchen keine Kuschelführung!

 

Kuschelführung, Kuschelpädagogik, Ponyhof auf der Arbeit? Wie oft haben Sie schon gehört - oder selbst gesagt - der Arbeitsort dürfe keine Wellnessoase sein? In der Arbeitswelt muss und soll Leistung erbracht werden. Keine Frage. Unternehmen und Organisationen stehen immer mehr im Wettbewerb, die Märkte sind dynamisch und verändern sich rasch. Dabei spielt es keine Rolle, ob man von privatwirtschaftlichen Unternehmen, NGO's, Verwaltungen oder anderen Arten von Unternehmungen spricht. Betriebswirtschaftliche Bedürfnisse und Facts sind und bleiben relevant.

 

Was man so unter "kuscheln" versteht...

"Wer Leistung und Resultate erbringen soll, kann das nur in einem leistungsorientierten Umfeld" so die weit verbreitete Meinung vieler. "Kuscheln" wird dann häufig mit "keine Leistung erbringen", "faul sein", "schwach sein" oder ähnlichen Begriffen assoziiert. Auf der anderen Seite gibt es die Meinung, dass nur in wohlwollenden Umfeldern Leistung und Output erbracht werden kann. Es ist also an der Zeit, sich ein paar Gedanken zu diesem Thema zu machen. Das lohnt sich nicht nur für die Leader unter uns, sondern auch für den Unternehmenserfolg.

 

Wollen alle Menschen Leistung erbringen?

Was ist Ihre Meinung bzw. Haltung zu dieser Frage? Es gibt ein weit verbreitetes Menschenbild, dass nicht alle Menschen Leistung erbringen wollen. Quasi eine Zweiklassengesellschaft, die die Menschen in leistungswillige und nicht leistungswillige Gruppen unterteilt. Einen Teil dazu beigetragen hat wohl auch die Theorie X-Y von McGregor, die eben genau diese beiden Menschenbilder beschreibt. Die Theorie wird aber auch oft dahin interpretiert, dass das Menschenbild der Führungskräfte eben genau diese Ergebnisse stärkt. Oder anders gesagt: Wer in einem Menschen einen unwilligen, nicht selbstmotivierten Menschen sieht, wird diesen entsprechend führen. Command & Control. Die Theorie von McGregor ist mittlerweile fast 60 Jahre alt. Sie hält sich aber noch hartnäckig in den Köpfen vieler Führungskräfte und Leader und ist immer noch in vielen Lehrbüchern zu finden. "Kuschelführung" wurde ein Synonym für nicht leistungsorientierte Führungsstile, die primär darauf bedacht sind, dass es den Menschen in Unternehmen gut geht. Wie ist das also nun? Sind Menschen leistungsbereit oder nicht? 

 

  

 

Well-Beeing ist nicht kuscheln!

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Wissenschaft vermehrt mit der Forschung im Bereich Motivation, Leistungserbringung, Wohlbefinden und Glück auseinandergesetzt. Etwas zu erreichen (Ziele, Output, Leistung) ist demnach durchaus für alle Menschen wesentlich. So beschreibt Martin Seligman in seinem PERMA-Modell beispielsweise die Tatsache, dass Menschen etwas erreichen (Achievement) als einen wesentlichen Faktor, dass es Menschen auch gut geht und sie zufrieden sind. Etwas zu erreichen stützt laut Seligman "Well-Beeing". Und wir alle wissen: Nur "kuscheln" führt nicht zu unternehmerischem Output und zur Erreichung von Zielen. Man weiss aber auch, dass nicht jeder Mensch dadurch (selbst)motiviert ist, Leistung zu erbringen, sich im Wettbewerb mit anderen zu vergleichen und immer wieder neue Herausforderungen anzupacken. Für Prof. Julius Kuhl ist das sogar Teil der dauerhaften und stabilen (und damit unveränderbaren) Persönlichkeit eines Menschen. Auch wenn man das Thema aus der Sicht von Stärken und Talenten von Menschen betrachtet wird klar, dass "Leistungserbringung" durchaus eine Stärke bzw. ein Talent eines Menschen sein kann. Auch hierzu gibt es valide Forschungsergebnisse. Auf der anderen Seite muss wohl anerkannt werden, dass eben nicht alle Menschen dieses Talent/diese Stärke ins Leben mitgebracht haben. Führungskräfte müssten sich also die Frage stellen, wie ein Team/eine Organisation "trotzdem" Leistung erbringen kann.

  

 

Erfolg macht zufrieden, oder?

Leistungsbereitschaft führt dazu, dass Ziele erreicht werden. Erreichte Ziele sind Erfolge. Und Erfolg macht zufrieden. So die landläufige Meinung. Und natürlich stimmt das auch. Allerdings zeigt die Forschung auch gut, dass auch Zufriedenheit erfolgreich macht. Wir laden Sie ein, auch diese Seite der Medaille in Ihrer Führungsarbeit zu bedenken. Zufriedenheit bei der Arbeit entsteht aber nicht aus "Kuschelführung". Sie entsteht, wenn die Menschen auf Augenhöhe ernst genommen werden. Zufriedenheit entsteht, wenn sich Führungskräfte Gedanken um die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden machen. Zufriedenheit entsteht, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Organisation Sinn in der Arbeit erkennen können, wenn sie gegenüber dem, was sie tun sollen zuversichtlich sind, wenn sie auf die Arbeit in einem gewissen Rahmen Einfluss nehmen können und wenn innerhalb der Menschen in der Unternehmung gute, positive und tragfähige Beziehungen möglich sind. Die Wissenschaft belegt, dass dann echte intrinsische Motivation und damit auch Leistung und Output entstehen kann.

 

 

Also: Keine Kuschelführung!

Unternehmen und Organisationen, die erfolgreich sein wollen, müssen sich also um die Menschen im Unternehmen kümmern. Sie müssen Rahmenbedingungen schaffen, in denen Motivation möglich wird. Das hat nichts mit Kuschelführung zu tun, sondern mit einer wertschätzenden, positiven Haltung gegenüber den Menschen im Unternehmen. Das ist ein Mindset, eine Einstellung. Führungspersonen, die sich in diese Richtung entwickeln wollen, können sich folgenden Reflexionsfragen stellen:

 

  • Wie steht es um die Beziehungen im Team, in der Organisation? Was kann ich in meiner Rolle dazu beitragen, die Beziehungen zu stärken?
  • Weiss ich, ob mein Mitarbeiter/meine Mitarbeiterin zuversichtlich ist? Würde ich mich trauen, mit ihm/ihr darüber zu sprechen und auch zu fragen, was er/sie von mir brauchen würde, um die Zuversicht zu stärken?
  • Gebe ich meinen Mitarbeitenden Handlungsspielraum? Gibt es Möglichkeiten, sie mitsprechen oder mitentscheiden zu lassen, ohne dabei meine Führungsverantwortung zu verlieren?
  • Spreche ich von Zeit zu Zeit über den Sinn der Arbeit mit meinen Mitarbeitenden? Über das grosse Ganze? Über die Unternehmensziele?
  • Gebe ich meinen Mitarbeitenden Orientierung und Sicherheit? Was könnte ich dazu beitragen?
  • Begegne ich meinen Mitarbeitenden auf Augenhöhe? Sind wir - trotz Hierarchie - gleichwertige Menschen?

 

Im IPLS-Kompass - einem Leitfaden für moderne Führung - finden Sie noch mehr Erläuterungen und Reflexionsfragen. Sie können den Kompass übrigens kostenlos auf unserer entsprechenden Webseite bestellen. Einfach hier klicken.

 

Wir wünschen Ihnen viel Zufriedenheit - und viel Erfolg!

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0